Bei idealen Wetterbedingungen fand am Samstag, 24. März 2018 das «Arosa – Lenzerheide Fly-In» für Gletscherpiloten statt. Das Treffen soll an die Winterluftpost erinnern, die vor 80 Jahren gegründet wurde, um die Bündner Ferienorte zu verbinden. Die Piste «Isla» im Aroser Welschtobel liegt auf 1630 Meter über Meer und ist 550 Meter lang.

Bei der Kantonspolizei Graubünden ging gegen 15:15 die Meldung ein, dass ein Gletscherflieger im Gebiet «Isla» beim Starten nicht abheben konnte und mit der Stahlseilbrücke am Ende der Startbahn kollidierte. Für die Begleiterin kam jede Hilfe zu spät. Leo Caminada wurde schwerverletzt ins Universitätsspital Zürich geflogen, wo er in der Nacht auf Sonntag verstarb.

Viele Fotos vom Startlauf deuten darauf hin, dass die Flaps an der Maule nicht korrekt eingestellt waren. Trotzdem bleibt es ein Rätsel, warum es so weit kommen konnte. Leo war auf dem Flugzeug routiniert, er kannte den Landeplatz «Arosa-Isla» von früheren Flügen und war autorisiert, dort zu landen. Er war als sehr erfahrener Segelflieger, Helikopter- und Gletscherpilot im In- und Ausland bekannt.

Seine beiden Töchter Santina und Lea schrieben auf der Trauerkarte, «Es ist wichtiger, den Jahren mehr Leben zu geben, als dem Leben mehr Jahre». Ein Satz, der treffender nicht sein könnte: Leo Caminada wuchs mit drei Schwestern in Chur auf und besuchte dort die Schulen. Schon früh entdeckte er seine Liebe zu den Bergen. Der begeisterte Kletterer liess sich zum Bergführer ausbilden, auch um sich so sein Studium zu finanzieren. 1972 schloss Leo an der ETH mit der Diplomarbeit «Einsatz von Luftfahrzeugen in der Forstwirtschaft» ab. Seine Ambitionen für die Fliegerei waren offensichtlich. Als frischgebackener Forstingenieur diente er von 1972 bis 1982 für den König von Bhutan im Himalaya und schwärmte, dass sich diese Region für den Einsatz von Helikoptern perfekt eignen würde. Nach der Rückkehr wurde er Geschäftsführer der Helog in Küssnacht am Rigi und liess sich gleichzeitig zum Helikopterpiloten ausbilden. Leo’s prominentester Gast war Papst Johannes Paul II. Die Reise führte 1984 ab Kloten im eigens für den Papst umgebauten Super Puma mit Pilot Caminada über unser Land. Dabei fühlte sich der Papst so sicher, dass er den weissen Super Puma im nächsten Jahr gleich nochmals für den Flug von Zürich nach Liechtenstein orderte.

1985 war Leo Caminada Gründungsmitglied und Pilot der Heli Bernina im Engadin, welche noch heute schweizweit sowie im nahegelegenen Ausland als einer der führenden Anbieter für Materialtransporte und Passagierflüge gilt.

Leo Caminada war während über 50 Jahren als Bergführer tätig und präsidierte von 1989 bis 1993 sogar den internationalen Bergführerverband. 1990 führte er den damaligen Bundesrat Adolf Ogi auf das Matterhorn.

Bis zu seinem Tod war Leo Caminada mit seiner Erfahrung in verschiedenen Verwaltungs- und Stiftungsräten gern gesehen. Er betrieb mit seiner Tochter die «Caminada Aviation», ein Brokerunternehmen, das auf Aviatik-Versicherungen spezialisiert ist. Lea Neumeyer-Caminada will dieses mit ihrem langjährigen Know-how im Geiste von Leo weiterführen und steht auch in Zukunft für alle Versicherungsfragen rund um die Aviatik gerne zur Verfügung. 

In einem Zeitungsinterview im Jahr 2010 sagte Leo: «Fliegen ist meine Leidenschaft – neben dem Beruf als Bergführer. Ich wollte immer fliegen.». Von seinem letzten Flug ist er nicht mehr heimgekehrt.

Wir verlieren eine starke Persönlichkeit und einen Mentor für Jung und Alt. Ihn zeichnete seine stetige Neugier und Innovationslust aus. Angst des Scheiterns war kein Hindernis, Leo war von kindlicher Sorglosigkeit getrieben, Neues zu wagen. Leo Caminada hatte ein grosses Herz mit viel Vertrauen in das Gute – das war Leo für uns, ein Vorbild!

Andreas Kleeb, Zug April, 2018

 

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